Folge 4 – “Nadine Flash” – im Gespräch mit einer Pädagogin über Mutter-Kind-Einrichtungen

Unser 2. Gast Nadine Flash berlinert. Aus ästhetischen Gründen bleiben wir beim verschriftlichen im Hochdeutsch.

Jungs, Mädchen, Frauen & Männer leiten die Folge mit dem Satz „Ich bin Inklusion“ ein. Zum Schluss der Einleitung sagt Katrin „…und gemeinsam“ Christin sagt „…sind wir alle Inklusion“.


Christin: Hallo und herzlich willkommen in unserem Podcast – Zeitgeist der Inklusion – ich bin Christin …

Katrin: … und ich bin Katrin.

Christin: Ihr lieben Zuhörer – hallo, die zwei Wochen sind wieder um und heute erscheint bereits die 4. Folge mit unserem 2. Gast.Unsere 4.Folge Katrin, was sagst du dazu?

*Chrissy schmunzelnd*

Katrin: Es ist so der Wahnsinn Chrissy – die 4. Folge wer hätte das gedacht?! Ich kann mich noch so gut daran erinnern, wie wir beide auf meiner Couch saßen mit einem Käffchen in der Hand und die ersten Ideen für Zeitgeist der Inklusion so aus uns heraus sprudelten – das war ein unglaublicher Moment, ein unglaublicher Augenblick und jetzt jetzt kommt einfach schon die 4. Folge heraus – das ist einfach Wahnsinn.

Christin: Ja, da merkt man es wieder wir werden halt doch auch nicht mehr jünger und die Zeit verfliegt.

Katrin: Ja die Zeit verfliegt – vor allem auch so schnell aber auch so im positiven Sinne, also man lernt ja auch mit jeder Woche neu dazu und jetzt gerade. Es sind so viele Eindrücke, die auf uns niederprasseln also …

Christin: … ja *nachdenklich*

Katrin: Da kommt man manchmal gar nicht hinterher oder?

Christin: Nee …

*beide lachen*

Christin: … wir müssen auch dazu sagen, dass die letzte Folge mit unserem lieben Markus Classen doch ganz schöne Wellen geschlagen hat und es sind einige Leute auf uns drauf zugekommen, die uns auf den Podcast angesprochen haben, z. B. meine liebe Nachbarin *lachend*, von der ich nicht einmal wusste, dass sie unseren Podcast kennt und ja das freut uns natürlich schon sehr. Ja, dass das was wir machen gut bei Euch ankommt und an der Stelle wollten wir uns auch mal bedanken, dass aus dieser Idee die mit Kaffee in der Hand auf der Couch entstanden ist jetzt schon die 4. Folge entstanden ist.

Katrin: Jaaaaaa

Christin: Wenn Ihr nicht so fleißig zu hören würdet, dann ja, dann hätten wir ja auch gar nicht so die Motivation weiterzumachen oder?

Katrin: Ja, auf jeden Fall ein ganz ganz großes Dankeschön. Wir freuen uns über jede Stimme, die uns ein Feedback gibt.

Christin: Um mal zur heutigen Folge zu kommen Katrin – auf was dürfen sich die Zuhörer denn heute freuen?

Katrin: *geheimnisvoll*: Heute haben wir eine wirklich schöne Folge für Euch aufgenommen, weil heute präsentieren wir Euch voller Stolz unser 2. Interview – wow hach – mit unserem lieben Gast Nadine Flash und naja Nadine ist eine gute Freundin von Chrissy und wir haben uns mit einem Käffchen, na wir trinken ganz schön viel Kaffee …
*beide lachen*

Christin: … ich wollte gerade sagen, das Wort Käffchen ist heute schon ziemlich oft vorgekommen …

Katrin: … naja wir trinken halt gerne Kaffee, das merkt man halt. Auf jeden Fall haben wir uns zu Hause bei Chrissy ein kleines Mini-Tonstudio aufgebaut und haben dort mit Nadine über ihren besonderen und sehr wichtigen Arbeitsalltag in einer Mutter-Kind-Einrichtung unterhalten. Und nicht nur das – wir haben auch über Ihren Umzug gemeinsam mit ihrem Sohn von der Großstadt auf’s Dorf gesprochen und die damit verbundenen schulischen Baustellen, weil manchmal wirkt Stadt und Dorf wie zwei verschiedene Parallelen.

Christin: Da war es wieder – Stadt und Dorf.

Katrin: Ja, aber das hört Ihr dann in der Folge natürlich auch selbst was dafür Herausforderungen auf Nadine zugekommen sind – genau und diese Folge wird besonders auch für Schwangere und für Mütter sehr ansprechend sein, die in manchen Augenblicken noch einfach schlichtweg überfordert mit der neuen Situation eines Neugeborenen sind, weil das ganze Leben verändert sich ja schlagartig – also Chrissy du weißt ja, du kennst das ja selber von damals noch …

*beide schmunzelnd*

Christin: … damals …

Katrin: Naja das sind jetzt schon drei Jahre her.

Christin: Ja das stimmt.

Katrin: Aber dein Leben hat sich immer noch nicht so ganz daran gewöhnt.

Christin: Nööööö

*beide lachen*

Christin: Natürlich nicht …

Katrin: Genau – also ja wir hoffen, wir können Euch mit dieser Folge auch etwas Mut geben, Euch an die richtigen, kompetenten Stellen zu wenden, bevor es bei Euch oder vielleicht auch bei Eurem Partner zu ernsthaften psychischen Einschränkungen kommen kann. Genau, aber hört doch einfach selbst, was für eine unglaublich coole und empathische Pädagogin Nadine ist. Wir hoffen Ihr fühlt den gleichen Humor wie wir und natürlich ihren Charme, den wir auch beim Aufnehmen gefühlt haben. Es war so schön *hach*

Christin: Es war eine super witzige coole Aufnahme und hat echt spass gemacht. Ja und außerdem stellen wir Euch am Ende dieser Folge 2 Projekte vor, die wir uns rausgesucht haben – passend zu dem heutigen Thema und zu Nadine’s Arbeit. Beide Projekte sind heute von Aktion Mensch und ja natürlich – ach Katrin unsere FunFacts sollten wir natürlich auch nicht vergessen …

*Chrissy lacht*

Katrin: Juuuhuuuuu

Christin:  … und da haben wir uns heute das Thema 25b alt, ist das moderne jung ausgesucht.

*beide schmunzeln*
Christin: Ihr werdet erst nach dem Interview verstehen, warum wir dem Thema den Titel gegeben haben und ja jetzt wollen wir Euch aber nicht länger davon abhalten und wünschen euch viel Spaß mit unserer höchst sympathischen Nadine.


Christin: Jaaaa … hallo Nadine.

Nadine: Hi

Katrin: Hi, schön dass du da bist. Wir freuen uns wirklich sehr …

Nadine: … schön hier bei euch zu sein, auf der gemütlichen Couch zu sitzen.

Christin: Ja wir sind heute hier in Mewegen, in meinem kleinen zu Hause verbarrikadiert, im Arbeitszimmer mit dunklen Vorhängen, Kaffee in der Hand und natürlich Corona negativ getestet und unser 2. Gast ist zu gast.

Katrin: Genau, und das ist die liebe Nadine.

Christin: Genau.

Katrin: Nadine ist eine Freundin von Chrissy. Ja sie hat sehr viel Erfahrung und ein sehr interessantes Leben und darüber werden wir uns heute unterhalten und ja Nadine möchtest du dich einmal vorstellen.

Nadine: Ja, wo fange ich denn an.

Christin: Ich bin Nadine.

Katrin: Genau am besten am Anfang.

Nadine: Ich bin Nadine, ehhmmm 37 Jahre alt – noch verwechselt ich es auch noch oft manchmal bin ich schon 38, manchmal auch 25b …

*Chrissy und Katrin lachen*

Nadine: … kommt darauf an.

Katrin: Das kennen wir Frauen alle *schmunzelnd*

Nadine: Ehmmm aktuell arbeite ich in einer Mutter-Kind-Einrichtung und leiste dort soziale Arbeit mit Müttern und ihren Kindern, die Schwierigkeiten haben ihren Alltag alleine zu bewältigen. In jeglicher Form, ganz unterschiedlich. Ehmmm es hat mich auf ein kleines Dorf verschlagen – mit meinem Sohn – und ich habe dort ein Haus und komme aus der Großstadt Berlin – ursprünglich. Warum jetzt dieses Dorf – ja in der Stadt ist ja  ziemlich viel los und irgendwann, in meinem Alter, mit 25b …

*Katrin lacht*
Nadine: … da muss man ja mal auch unbedingt ankommen – im Haus leben, Garten, jedenfalls meine Vorstellung so von alt werden, Ruhe, Natur – ja … habe ich gesagt – okay, wenn dieses Haus dann nur zurück in meinen gelernten Beruf als Erzieherin, mit Kindern arbeiten, ich finde mit Menschen generell spannend ja.

Christin: Ich habe eine Frage. Wusstest du, dass du diesen Beruf immer erlernen wolltest? Fangen wir mal am Anfang an quasi?

Nadine: Also natürlich zu Praktikumszeiten noch nicht, da wollte ich noch Krankenschwester werden, das war aber auch nicht so mein Ding. Ehmmm ja und um ehrlich zu sein, habe ich auch nur eine Bewerbung damals geschrieben und zwar für die Ausbildung als Erzieherin.

Christin: Wo hast du das gelernt? Hier auf dem Dorf …

Nadine: Neustrelitz

Christin: … ah in Neustrelitz.

Nadine: Die haben mich natürlich auch genommen, ist ja auch eine schulische Ausbildung, die finanziert werden muss – also die sagen nicht nein.

*alle 3 lachen*

Nadine: Ja und so nahm das seinen Lauf und ich bin da auch sehr erfüllt gewesen, aber leider war das dann schwierig als Berufsanfänger da Fuß zu fassen – naja und dann stand irgendwie Berlin schon zur Debatte. Ja mein damaliger Ehemann war da beruflich stationiert, also sind wir dahingezogen und habe mich da so durch die Berufe getingelt – sagen wir mal so alles mögliche von *Trainer* für Geräte und Systeme, bis Call-Center-Agent, Coach, war da irgendwie gefühlt als SKL/ NKL Lose Verkäufer, quasi alles womit man so irgendwie seine Miete finanzieren kann, habe ich mich schon rumgeschlagen und zum Schluss war ich dann bei einem Stromanbieter, da war ich auch sehr sehr lange – 8 Jahre – auch ein toller Job, aber halt auch sehr stupide, immer das gleiche, immer die gleiche Art von Menschen, immer das gleiche Thema und so kam ich zurück und habe gesagt, wenn dann in meinen gelernter Beruf, mit Menschen zusammen, Spannung haben, was neues, nicht immer das Gleiche.

Katrin: Viel es dir schwer wieder zurückzugehen in deinen Beruf? Weil Du ja  sehr lange Zeit etwas anderes gemacht hast. Fiel es Dir dann schwer, wieder zurück in den gelernten Beruf einzusteigen?

Nadine: Ja. Also ich habe ganz viele Bewerbungen für Kitas, weil auf nur Mutter-Kind-Einrichtung, da kam ich überhaupt nicht drauf von alleine. Kitas wollten mich aber nicht, wegen der mangelnden Berufserfahrung, also ich hatte zwar schon welche in dieser Hinsicht, aber die Wenigsten bauen ja darauf, wenn du sagst ich kann das, lass’ es mich zeigen. So hagelte es halt Absagen ohne Ende für die Kitas.

Christin: Du warst ja auch sehr lange raus ne, du hast ja lange Pause gemacht.

Nadine: Ja, hmmmmm – das waren bestimmt 15 Jahre und ich hatte mich dann durch Zufall bei einer Zeitarbeitsfirma für ehmmm genau den Bereich, also Erzieher, soziale Arbeit und so beworben. Der hat mich dann angerufen, also ich habe damit überhaupt nicht mehr gerechnet, und gefragt ob ich Bock hätte in einer Mutter-Kind-Einrichtung zu arbeiten, es wären allerdings 10 Stunden Schichten. Halt auch Nachtschicht, 24 Stundenschicht – ob ich da Bock drauf habe mir das mal anzugucken und dann habe ich das natürlich besprochen, ist das für mich machbar als Mutter und ja, hab’ mir habe das angeguckt. Die Dame ist auch eine Berlinerin, da hatten wir gleich Vibes. Die war mega cool, ich glaub mein coolstet Vorstellungsgespräch, wat ich jemals hatte. Die hat gesagt, so alles klar wann kannst du anfange? Das war ihr scheißegal, ob ich 15 Jahre raus war oder nicht. Sie hat mich gesehen, sie hat ein Feeling dafür gehabt, dass ich das kann und da stand für sie auch außer Frage, dass ich das nicht kann – ich musste das können und ja so hat sie mich sofort eingestellt und auch ausgelöst aus dieser Zeitbude da, wo ich ja noch nicht einen Tag gearbeitet habe – zum Glück. Sie hat sofort gesagt den Mumpitz (Blödsinn) brauchen wir nicht, wir stellen dich sofort ein und das ist jetzt schon fast anderthalb Jahre her.

Christin: Ab wann darf man sich eigentlich Berlinerin schimpfen?

Katrin: Ohhhh Leute.

Nadine: 10 Jahre – 10 Jahre

Katrin: Es fällt, also ich als Berlinerin, sehr schwer nicht Berliner als Berliner anzusehen. Viele Berliner meckern auch immer noch über die Zugezogenen und sagen, das sind keine reinen Berliner. Ich persönlich versuche nicht so darüber nachzudenken – Berliner ist halt Berliner, wenn jemand dazu … viele kommen halt nach Berlin um zu studieren und um ihren Arbeitsweg zu beginnen, aber ziehen dann im Laufe des Lebens, wie Nadine, zurück auf’s Dorf um Ruhe zu finden und dann frage ich mich – war Nadine jemals eine echte Berlinerin, wenn sie Berlin jetzt so im Stich gelassen hat? Also

*Katrin lacht*

Nadine: Also da muss ich ein Veto einlegen, mein Sohn ist ein waschechter Berliner, der ist in Berlin geboren. Ich habe Verbleiberecht. Ich darf zurückkommen.

Katrin lachend: Sehr gut.

Christin: Aber dann war es ja von deiner – ja ein kleiner Ausschwenker, das machen wir ja immer gerne, von einem Thema in das nächste -, aber dann war das ja von deiner Chefin quasi die richtige Intuition.

Nadine: Ja. Darüber bin ich auch sehr dankbar.

Katrin: Fühlst du dich wohl? Also …

Nadine: Ja, ja. Also wir sind ein kleines Team, komplett nur Fachpersonal – bis zur Nachtschicht. Ist also wirklich ausgebildetes Personal, keine studentischen Aushilfen oder solche.

Christin: Du kannst ja kurz den Zuhörern mal erklären, was für Berufe oder was man als Abschluss dafür braucht, wenn jetzt jemand daran Interesse hat, auch mal in einer Mutter-Kind-Einrichtung dahin gehend mal zu bewerben. Was muss man denn können?

Nadine: Na ausbildungstechnisch fängt das schon mit dem Sozialassistenten an, dann könnt ihr schon dort arbeiten, auch eigenverantwortlich arbeiten. Erzieher, Heilerzieher, ehmmmm natürlich Sozialpädagogen – das ist so die Schiene. Psychologen, halt alles was man so im sozialen Bereich so benötigt.

Christin: Dann können wir ja gleich mal so ein bisschen bei deiner Arbeit bleiben. Du hast ja gerade schon gesagt, ihr seid ein relativ kleines Team. Willst du uns und den Zuhörern dann vielleicht mal verraten, wie das so bei euch abläuft? Wie ist euer Alltag? Was macht ihr überhaupt? Den Beruf und die Arbeitsstätte mal vorstellen?

Nadine: Also vorstellen kann man sich das, das ist ein riesengroßes Herrenhaus mit alten Möbeln – also persönlich total geschmackvoll für mich – würde ich sofort einziehen, hohe Decken, wunderschön ländlich, mega öde für junge Menschen.

*Katrin lachend*

Christin schmunzelnd: … und Städtler

Nadine:  Also außer die sind ruhesuchend wie ich ja.

Katrin lachend: War das jetzt ein Seitenhieb?

*alle lachen*

Nadine: Also sehr idyllisch. Halt auch einfach, um reizarme Erfahrungen für die Mütter zu haben und eine Umgebung wo die Reize rausgenommen werden halt wo die da auch nicht mehr so unterliegen.

Katrin: Aber wahrscheinlich auch zum Runterfahren einfach.

Nadine: Genau – auch um zu fokussieren ne. auf das Eigentliche. Die Muttis die ja dort sind, haben halt ja ihre Schwierigkeiten, das kann von Drogenkonsum, psychische Erkrankung, Gewalterfahrungen in der Kindheit, ehmmm ganz vielet sein, also ganz vielseitig. Das kann auch einfach nur sein – totale Überforderung, also wie es uns allen ja manchmal geht, egal in welcher Situation, das man Hilfe benötigt. Ja und da wendet man sich dann einfach ans Jugendamt und das Jugendamt unterstützt einen und sucht eine Mutter-Kind-Einrichtung. Man hat da eigentlich auch die Wahl, also man kann sich ja auch die Einrichtung, die es so gibt deutschlandweit, anschauen. Wir sind glaube ich die einzige die komplett mit Fachpersonal ausgestattet sind, und also auch in der Nachtschicht, und dieser 24 Stunden rund um die Uhr Service, ich nenne es bewusst – natürlich schon sehr schön, wir sind sehr menschlich, sehr offen, verstehen halt auch um die Probleme, die es gibt halt auch wenn man selbst Mutter ist. Auch ich hab’ mal keinen Bock oder denk mir so – boah nee wat haste dir denn jetzt dabei gedacht?

*Chrissy und Katrin lachen*

Christin: Jaaaa – i feel it.

Nadine: Wenn man so eine kleine Diskussion mit einem elfjährigen Jungen fühlt und denkt so – meine Güte woher hat der bloß diese Intelligenz und man ist leicht überfordert und muss erstmal googlen um die richtige Antwort zu finden. Ja, ehmmm also das ist ja total normal und auch überhaupt nicht verwerflich, wenn man mal sagt – man hat keine Lust oder man braucht Hilfe, denn das ist ja auch total wichtig, da auch was zu machen bevor das Kind in Brunnen gefallen ist.

Christin: Da habe ich jetzt mal wieder eine Frage, ich habe ständig Fragen. Ich als Mutter habe bei dem ersten Gedanken sobald dieses Wort Jugendamt fällt, habe ich als Mutter immer den allerersten Gedanken – Oh mein Gott, die nehmen mir mein Kind weg. Was kannst du denn vielleicht den Müttern mit auf den Weg geben, dass sie keine Angst haben müssen. Für die, die sich jetzt, denen es vielleicht genauso geht wie mir. Das es halt vielleicht nicht automatisch heißt, Kind weg, nur wenn man das Jugendamt kontaktiert, weil man ist überfordert.

Nadine: Ich finde es auch sehr mutig sich selbstständig beim Jugendamt zu melden und zu sagen – ich brauche Hilfe mit dem Wissen egal was passiert, egal wie der Weg weitergeht, sich erstmal zu melden und zu sagen ich schaffe das nicht mehr. Also das finde ich wirklich ausgesprochen mutig und da muss ich Chrissy auch recht geben. Ich hätte wahrscheinlich, auch wenn ich keine Mutter bin, auch den gleichen Gedanken und da bin ich jetzt sehr auf deine Antwort gespannt.

Nadine: Also grundsätzlich – ja denkt so glaube ich so ziemlich jeder, aber den Jugendamt ist sehr sehr wichtig, die Grundfamilie intakt zu halten. Also das Kind soll möglichst so lange wie möglich bei einer Mutter sein Deswegen gibt es ja verschiedene Hilfeformen, von Familienhilfe, die erst einmal halt die Mutter mit dem Kind zu Hause lässt und diese Familienhilfe dann immer zweimal in der Woche – ist glaube ich das Maximum wat man bekommen kann – dann kommt und ein bisschen unterstützt, ein bisschen erzählt, aber halt nicht durchgehend. Die letzte und größte Form der Hilfe, die man haben kann, ist halt die Mutter-Kind-Einrichtung. Dort zieht man dann aber richtig ein und je nach Problemlage, ja ist ein doofes Wort „Problem“, aber je nachdem wat so ein Defizit aufgetaucht ist über die Zeit oder wo die Hilfe wichtig ist, wird dann halt in der Zeit abgearbeitet. Das kann ein halbes Jahr sein, kann auch einfach nur eine Perspektivklärung sein, also wenn man in einer schwierigen Partnerschaft ist, das Kind aber in Ordnung, mit der Mutter oder den Vater oder Beiden. Dann kann sie auch einfach erst einmal übergangsweise bei uns wohnen und wir klären die Perspektive – also Ausbildung, Hartz IV Anträge, ja wat auch immer.

Christin: Was passiert dann mit den Wohnungen, wo die Mütter mit ihren Kindern sonst wohnen? Ich sag mal wenn jetzt wirklich eine Mama mit ihrem Kind ein halbes Jahr bei euch ist.

Nadine: Die werden dann aufgelöst.

Christin: Die werden aufgelöst und dann helft ihr auch, neue Wohnung zu finden?

Nadine: Ja … eine neue zu finden.

Katrin: Wow.

Christin: Ahhh super. Also wie eine Neustarthilfe…

Nadine: Genau.

Christin: …so dass sie wieder in ein neues Leben starten können.

Nadine: Die Möbel werden dann auch nicht weggeschmissen oder so, da kümmern wir uns auch. Meistens lagern wir das dann auch ein, mieten uns dann einen Lagerraum und da kommen die Möbel dann rein bis wieder der Auszug stattfindet. Kommt natürlich auch immer ein bisschen drauf an, will die Mutter oder will die Mutter nicht. Umso besser die Mutter die Hilfe annimmt, umso schneller kann dann natürlich alles vonstatten gehen und umso schneller ist das Jugendamt dann mit uns auch auf einer Linie und die Mutter kann wieder ausziehen mit Kindern.

Christin: Ja der Platz ist ja auch begrenzt ne? Also muss man ja auch dazu sagen. Es gibt ja prinzipiell, darüber haben wir uns ja schon mal privat unterhalten, gerade jetzt zu Corona Zeiten, da kannst du ja auch noch einmal gleich etwas dazu sagen, die Plätze sind ja halt begrenzt.

Nadine: Ja.

Christin: Umso länger sie halt da sind, umso schwieriger ist es eigentlich für die Mütter auf der Warteliste. Gibt es eigentlich eine Warteliste?

Nadine: Klingt krass ja. Also wir sind aktuell sogar ein bisschen überbelegt, ehmmmm das kann man nur kurzzeitig haben. das heißt wir müssen jetzt alles wieder ein bisschen strecken. Funktioniert Gott sei Dank auch ganz gut, aber ja wir sind voll und natürlich gibt’s immer ganz ganz viele, die dann – ja bei uns ist halt schön – wenn du da so eine 25b Jahre junge Erzieherin vor dir hast, die ziemlich locker ist …

Christin: Selber Mutter ist, tätowiert

Nadine: …genau, Berliner Schnauze und die sagt wie das Leben so läuft, und das ziemlich locker, und sagt wir schaffen das und die Richtung vorgibt und das ist halt, ich glaube für jeden von uns ein Gespür. Du kommst irgendwo hin, du siehst Menschen und entweder du hast ein Gefühl dafür und sagst – okay hier kann ich das glaube schaffen – oder du sagst – nee, geht gar nicht.

Katrin: Gibt es auch Mütter, die aus Bequemlichkeit bei euch bleiben möchten und sich dann vielleicht auch selbstständig zurückwerfen, immer wieder, weil sie halt Angst haben selbstständig zu werden.

Nadine: Nee.

Katrin: Nee?

Nadine: Eigentlich wollen die, die einziehen, eigentlich gleich wieder raus.

*Chrissy und Katrin lachen*

Katrin: Du erzählst ja auch, wie idyllisch es ist und wie harmonisch es zwischen euch und auch mit den Erziehern ist und da frage ich mich.

Nadine: Also wenn es hart auf hart kommt, wissen alle es zu schätzen. Also wenn es so Problemchen gibt, die eine Krähe der anderen halt ein Auge aushakt und man dann wieder keine, ehhhhmmmm, wir sind halt alles Frauen ne und natürlich gibt’s da auch oft Zickereien und dann ist mal kurz Weltuntergang, letztendlich aber wenn es heißt so jetzt ist aber richtig Kacke zwischen uns allen, ja dann sagen sie dann immer – wir sind eine Familie, das ist unser zu Hause. Dennoch wollen aber alle weg. Also wenn sie böse mit uns sind, dann heißt auch Frauenknast, aber das ist nicht so, niemand ist gefangen, die können auch raus.

Christin lachend: Keine Orangen-Anzüge?

Nadine: Nein. Es sind auch keine Gitter vor den Fenstern. Also sie dürfen alle sehr wohl raus. ich glaube das ist immer eine Empfindungssache. Wenn natürlich viel Druck da ist, weil viel zu leisten ist, wat sie vorher nicht hatten, ja dann hat man manchmal das Gefühl da weg zu müssen, aber da fahren wir dann mal ‚ne Runde shoppen – alle zusammen – und dann geht’s auch schon wieder.

Katrin: Ja aber shoppen ist gerade nicht so ….

Nadine: Nee natürlich nicht. Jetzt ist es ja begrenzt, man kann aber Termine ja machen – noch noch – und dann sind wir auch dafür da, dass wir solche Termine tätigen, so dass 3 Mütter mit uns dann einfach kurz mal in der Stadt bummeln jehen, das Nötigste kaufen oder einfach mal einen Spaziergang machen und dann nicht in dem Dorf, wo wir gerade abhängen, sondern mal in einem Wald in einem Dorf daneben. Ja das klingt total banal, aber das macht ganz ganz viel aus. Einfach mal raus – so geht es ja vielen von uns.

Christin: Habt ihr denn den einen Anstieg seid Corona bemerkt, dass ist ja mal interessant zu wissen. Ist es noch genauso?

Nadine: ich weiß, statistisch ist wohl, statistisch ist wohl, also sind die Minderjährigen jetzt ganz oft schwanger geworden. Laut Statistik, dann würde wohl eine eigene Jugendwohngruppe eröffnet werden können. So viele sind jetzt zu Corona Zeiten an 17-, 16-Jährigen…

Christin: Ahhhh krass. Baby-Boom…

Katrin: …bei den Minderjährigen.

Nadine: Zum 18. Lebensjahr – 17/18 als Schwangere darf man bei uns ja auch schon einziehen, die würden dann wieder bei uns dann landen, wenn sie nirgendwo anders einen Platz finden, auf unsere Warteliste landen ne, weil irgendwann ist diese Jugendwohngruppe ja auch vorbei und dann müssen sie in eine eine Mutter-Kind-Einrichtung, weil so jung meistens klappt das nicht so. In der Familie ist dann nicht so der Background gegeben.

Christin interessiert: Hmmmm. Das ist ein wahnsinniger Rattenschwanz der da dran hängt. Man kann das ja mal weiterspinnen, bis die Kinder geboren sind, sie sind selber noch Kinder, …

Nadine: Eben

Christin: …teilweise ja minderjährig, logisch ohne Ausbildung, ohne Perspektive…

Katrin: Und vielleicht haben sie auch keinen Rückhalt von der eigenen Familie.

Christin: Genau.

Nadine: Ja auch oft

Christin: Genau und dann wie soll es denn dann da weitergehen? Also was das so nach sich zieht finde ich schon. Also da werden wir uns dann vielleicht mal in ein paar Jahren noch einmal zusammensetzen und darüber reden.

*alle bejahen und lachen*

Christin: Was das dann für Auswirkungen hatte – aber ja krass.
So jetzt sind wir so ein bisschen vom Thema abgekommen, wir wollten ja eigentlich von dir wissen, wie so der Alltag bei dir auf Arbeit ist, wie das halt so bei Frauen ist von einem Thema in das nächste, aber zurück zum Ursprung.

Nadine: Ja also mein Alltag oder der Alltag der Mütter oder unser gemeinsamer Alltag?

Katrin: Euer gemeinsamer Alltag.

Christin: Genau. Wie so vielleicht auch als Beispiel, wenn du zur Arbeit kommst. Wie muss man sich das vorstellen? Wie das dann so abläuft? Arbeitsbeginn?

Nadine: Also erst einmal ist ja jeder Tag unterschiedlich ne. Wat gestern gut war, kann am nächsten Tag ganz schlecht sein. Je nachdem wird man auch begrüßt. ich komme also morgens, wenn ich Frühschicht habe, zur Arbeit. Die Mütter werden ja bereits von der Nachtschicht morgens geweckt, also die, die Kita-Kinder haben, die werden geweckt und manche stehen auch von alleine auf. Dann wohnen wir meistens dem Frühstück noch bei, bei den Einzelnen, leisten Hilfe bei stillenden Müttern. Ja dann gibt’s bei uns einen Fahrdienst, der fährt dann die Kita Kinder in die Kita, die Mütter machen sich dann startklar, versorgen ihre restlichen Kinder, die Sie vielleicht noch haben. Dann backen wir eigentlich schon Termine, ab also Zahnarzt, Vorstellungsgespräche, Arbeitsamt Termine, und so weiter – was man so auch privat hat. Ja mittags – wir haben übrigens auch eine hauseigene Kita, wo die Krippenkinder hingehen.

Chrissy und Katrin gemeinsam: Wow, cool.

Nadine: Die sind da immer von 8 Uhr bis 12 Uhr und werden von den Müttern dann aus unserer Kita abgeholt und dann gibt es halt Mittag. Da sind wir dann auch mit dabei, begleiten, leisten Hilfestellung, wenn das ein oder andere Kind halt mit dem ganzen Körper isst. Wat ja halt ganz normal ist.

*Katrin lacht*

Nadine: Einer fühlt Essen, der andere eben nicht.

*alle lachen*

Nadine: Das ist völlig in Ordnung. Jede Mutti mag das halt nicht, wenn das Kind so mit dem ganzen Körper isst und dann müssen wir dann halt ab und zu auch sagen, es ist völlig in Ordnung. Lass’ ihn erkunden, jede Konsistenz ist anders von Milch auf feste Nahrung. Da muss man mal gucken wie sich so eine Nudel anfühlt.

Katrin: Das ist doch in Ordnung.

Nadine: Das ist halt ein Prozess und der eine lebt das aus und der andere nicht und dafür so dieses Gespür zu entwickeln, dass das nicht schlimm ist – natürlich – danach Arbeitsaufwand, Küche schrubben, darauf achten wir natürlich auch, dass der Wohnraum in Ordnung ist. Die Körperhygiene bei Kind und auch bei Mutter ne, dass das alles ein bisschen läuft. Dann in der Mittagsruhe der Kinder, haben die Mütter halt ihre Jobs, also z.B. aufräumen, saugen. Wir haben auch einen Garten, wenn die Mütter Bock haben können sie den auch bepflanzen, wir haben Hühner mit frischen Eiern – nur leider haben sie nicht so Bock auf Hühnerdienst.

Christin: Hühnerdienst …

Nadine: Aber wer ein frisches Ei haben will muss sich halt auch um die Hühner kümmern.

Christin: Sehr cool.

Katrin: Finde ich schön, dass sie Aufgaben haben, also auch im Bereich der Selbstständigkeit, dass sie selber lernen Aufgaben zu erledigen und ja auch den Erfolg dahinter sehen. Finde ich sehr schön.

Nadine: Es ist schwierig, also wir finden es auch super. Wir arbeiten auch immer wieder an neue Projekte, dass die Mütter auch ein bisschen beschäftigt sind, weil man neigt ja menschlich schnell dazu sich zu langweilen und auch gerade auch so Mütter, die sehen ja nicht den Fokus so, ach ich bin ja Mutter und habe jede Menge zu tun. Zumindest geht’s mir so ja, also wenn ich zu Hause bin habe ich als Mutter richtig viel zu tun mit meinem Sohn. ich hab da keene Zeit stundenlang rauchen zu gehen, Kaffee zu saufen oder Sonstiget, sondern ich habe zu tun als Mutter. Diesen Fokus haben die natürlich nicht. Das heißt, boah was mach’ ich denn jetzt, boah ist das hier öde und langweilig, keiner kann hier raus ist das doof ne. Da muss man immer sagen – hallo du hast da noch ein Kind. Vielleicht spielst du mal, es ist schönes Wetter, vielleicht gehst du mal raus, also immer so ein bisschen die Aktivität anregen. Wir machen auch Sport mit denen, manchmal haben sie auch so ein Abnehmpfiff, dann machen wir natürlich auch mit denen Sport – ist ja auch für uns nicht schlecht –

Christin: Tollllllll

*alle lachen*

Nadine: Spieleabende, wir kochen zusammen, wir backen zusammen – also so die alltäglichen Dinge. Quasi komme ich da an und ich bin Mitglied der Familie…

Christin: Ach ist das schön.

Nadine: So wie eine Mutti für die ganz vielen anderen Muttis und ihren Kindern. Sie haben natürlich auch ihre Kinder-Auszeit. Dann nehmen wir ihnen auch gerne die Kinder mal ab, damit sie kurze Ruhephasen haben, ist zwar nicht realitätsnah, aber ich glaube das braucht jeder mal so – 5 Minuten für sich, und wenn es nur kurz mal Luft schnuppern ist.

Christin: Ab einem bestimmten Alter funktioniert das mit, ich schließe mich mal kurz im Bad ein, ja auch nicht mehr.

Nadine: Genau, genau richtig und ansonsten ja man wälzt Gedanken, Sorgen – was sie so an Probleme mit sich tragen, eine möchte jetzt heiraten zum Beispiel, ist aber zu 100% behindert und ist ja auch nicht so einfach dann das einem gestattet wird, einfach so zu heiraten. Das ist also ein langer
Prozess. Das muss dann mit dem gesetzlichen Betreuer abgestimmt werden, ob der das Okay gibt dafür, weil der muss ja dann auch die Unterlagen fristgerecht weiterreichen. Gleichzeitig mit dem Zukünftigen auch ein bisschen zusammen arbeiten. Wir müssen uns einen Eindruck holen, von dem Zukünftigen, wie ist er denn? Schafft er das? Ist er liebt zum Kind? Ist er lieb zu Mutti? Sonst gebe ich meine Mutti auch nicht raus ne.

Katrin: Das ist süß.

Christin: Wie ist denn das, wenn sie jetzt heiratet, darf sie denn dann ausziehen mit dem Kind?

Nadine: Nein. Also Heirat bedeutet nicht gleich Auszug. Sie ist ja dennoch wegen einem bestimmten Grund bei uns. Sie darf heiraten und sie darf natürlich ihren Ehemann auch sehen und er darf auch zu Besuch kommen. Auch da haben wir dann immer negative Coronatests und wir sichern uns natürlich ab und alles geschieht in Absprache mit dem Jugendamt. Aber die haben, wie alle anderen auch, ihre Umgangssituationen und die pflegen wir natürlich auch – ist ja wichtig für Kind und auch für Mutter.

Christin erstaunt: Ahhhhh

Nadine: Ist ja auch so ein bisschen Seelenbalsam, Menschen die man liebt zu sehen. Ja also die muss dann dennoch bei uns bleiben, sie darf heiraten und wir sind auch total dafür, freuen uns alle. Überlegen schon mal für uns tolle Kleider zu kaufen, dass wir auch alle schön aussehen.

Christin: Ach schön.

Nadine: Wir sponsern auch das Essen, dass Sie bei uns auch so eine kleine Hochzeitsfeier, natürlich in unserer Mutter-Kind-Familie hat – mit Ehemann.

Christin: Ach wie schön. Aber ich muss jetzt mal, auch speziell auf diesen Fall, noch einmal genauer nachhaken. Dürfte sie denn eines Tages ausziehen? Ich meine wie sind denn die die Zukunftsperspektiven für diejenige?

Nadine: Also vorausgesetzt ist ja immer – wie funktioniert das mit ihr und dem Kind? Wie gefestigt ist sie, um den normalen Alltag alleine zu bewältigen. Bei ihr gestaltet sich das leider ja ein bisschen schwierig. Sie hat schon mehrere Kinder. Die sind alle schon anderweitig untergebracht, in Wohngruppen, das nennt man heute so. Das ist kein Kinderheim, das hört sich auch fürchterlich an, das sind jetzt eher Wohngruppen mit altersgleichen Kindern.

*Chrissy stimmt zu*


Nadine: Man versucht natürlich die Geschwister möglichst beisammen zu halten, ist nicht immer möglich, aber man versucht es da tatsächlich. Und bei dem Kind jetzt, sind wir natürlich sehr bedacht, dass diese Kind auch so lange wie möglich bei der Mutter sein kann. Wir müssen dann ein ziemlich gutes Gerüst für sie aufbauen, dass sie halt auch in jeglicher Form aufgefangen wird. Ihr zukünftiger Gatte ist Vollzeit berufstätig, auch im Schichtdienst, das heißt sie müsste viel Zeit alleine mit ihm bewältigen und das könnte sie nicht und deswegen ist es dann, als Bezugsbetreuer an mir, mich darum zu kümmern, dass wenn sie auszieht, sie ihr Gerüst hat. Also egal in welcher Form, immer jemand da ist, der sie unterstützt mit Kind, Haushalt, Wege die sie nicht alleine bewältigen kann – also sie würde es nicht schaffen ihn zur Kita zu bringen und wieder abzuholen und sich den Weg halt zu merken. Den kann man natürlich oft ablaufen mit ihr, dennoch bei der kleinsten Störung würde sie halt durcheinander kommen und es nicht schaffen.

Katrin: Wow

Christin: Aber da fällt mir jetzt auch so ein, wäre das nicht so ein Fall, ich glaube wir haben uns darüber schon einmal unterhalten, wäre es nicht auch so ein Fall für eine Assistenz?

Nadine: Genau.

Christin: Rein theoretisch…

Nadine: Wäre es

Christin: …darüber spekulieren wir dann vielleicht nach der Aufnahme noch mal genauer. Ehmmm aber ja fällt mir nämlich gerade wieder ein, denn rein theoretisch könnte sie ja ein selbstbestimmtes Leben führen, mit Assistenz, die ja dann quasi pädagogisch ausgebildet sind um auch das Kind mit zu begleiten.

Nadine: Genau das ist auch mein Plan. Sie muss ja dennoch ein Weilchen bei uns bleiben. ich benenne jetzt mit Absicht nicht eine Zeitspanne. Ja sie muss bei uns bleiben, aber das ist der Plan – eine Familienhilfe gestützt mit einer Assistenz, vielleicht Arbeitgebermodell, da muss man sich natürlich auch ein bisschen erkundigen. Da bin ich ja auch noch neu, weil diese Assistenz ist ja noch irgendwie nicht so weitläufig, …

Christin: Nee.

Nadine: …aber dennoch für mich eine absolute Perspektive für die Person. Also wer finanziert? Wo kriege ich es her? Wie kriegt sie die bestmögliche Stütze? Wie kann ich die Familienhilfe mit integrieren? Wie lange dauert diese Antragstellung und inwieweit wird das finanziert? Also was muss da an Geld fließen? Woher fließt das? Wie oft ist die Antragstellung wieder von Nöten? Also so viele Fragen, die ich habe, dazu brauche ich natürlich auch die Zeit, die sie noch bei uns so wohnt.

Christin: Na das wäre doch mal ein guter Plan, wenn man dadurch Assistenz ehmmm. Das werden wir dann wirklich mal besprechen. Vielleicht kann man da ja ein bisschen mitrecherchieren, Katrin?

Katrin: Es wäre auch eine schöne Perspektive für sie, einfach irgendwann, mit ihrem zukünftigen Ehemann zu zweit, also als Familie zu leben. Das würde ich mir halt für sie auch super wünschen – einfach das Leben – das normale Leben zu leben in dem Fall. Ohne ständig Betreuer im Nacken sitzen zu haben, sondern eine Assistentin, die halt mit ihr zusammen das Leben meistert.

Christin: Ja oder zumindest, dass es eben auch Assistenten gibt, mit denen sie ja dann auch Rücksprache halten kann ne, also die wo man so ein bisschen Hand in Hand eigentlich arbeitet.

Nadine: Genau wo man halt am Anfang vielleicht sogar mit einfließen lässt, bevor es übergeht in das Alleine sein, so dass der Assistent vielleicht auch die Möglichkeit hat sie kennenzulernen, durch mich, denn sie hat ja schon viele Jahre hinter sich die sie in so Mutter-Kind-Einrichtungen verbracht hat und ständig jemand ihr sagt, wie man Leben muss wie man es richtig macht und sie ja eigentlich nur in die nächste Ecke geschoben wird und ihr gesagt wird, wie sie es richtig zu machen hat und ja ich wünsche mir für sie auch sehr, …

Christin: Das wäre schön.

Nadine: …dass sie mal alleine lebt und Traum erfüllt werden kann.

Katrin: Aber gibt es das auch, wenn sie dann ausziehen würde, eines Tages irgendwann einmal, dass sie dann auch, wenn sie ausgezogen ist, trotzdem noch mit dir oder mit euch in dem Fall Rücksprache halten kann und auch weiter begleitet wird, obwohl sie gar nicht mehr bei euch wohnt?

Nadine: Wir haben kurze Nachbearbeitungszeit. Dies ermöglicht, dass wir sie zu Hause besuchen, aber natürlich nicht so engmaschig, weil mein Hauptjob ist natürlich in der Einrichtung.

Katrin: Genau.

Nadine: Ehmmm am Anfang ja und wir sind natürlich jederzeit auch telefonisch für Sie da, aber ab einem bestimmten Punkt bin ich dann raus.

Christin: Vielleicht kann man das ja auch so ein bisschen ins Budget mit einkalkulieren. Es gibt ja durch die Budgetkalkulierung im Arbeitgebermodell kann man so was ja einkalkulieren, aber ich glaube das machen wir dann wirklich.

Nadine: Da müssen müssen wir dann mal recherchieren.

Katrin lachend: Ja.

Christin lachend: Ja genau das machen wir jetzt nicht mit euch …

Katrin: Nein nein.

Christin: … Zuhörern. Ja vielen lieben Dank schon einmal für dieses eine Beispiel von der jungen Frau. Wir würden natürlich auch sehr gerne noch mehr Beispiele von dir hören, aber bevor wir wieder von einem Thema ins nächste rutschen, haben wir ja noch den Nachtdienst vor uns in deinem Alltag.

Nadine: Den Nachtdienst.

Katrin: Wie läuft das?

Christin: Ja genau. Nach Backen, Kochen, Essen, Abendbrot?

Nadine: Ja, also der Nachtdienst beginnt ja um 22 Uhr. Um 23 Uhr ist bei uns in der Regel Bettchenzeit. Da müssen die Hühnerchens alle ins Bett. Grundsätzlich kann man sich das vorstellen, wir liegen relativ sehr zentral. Also entweder im Wohnzimmer auf unserem Schlafsofa oder aber wenn wir gerade ein Zimmer frei haben, dann dürfen wir auch dort schlafen. Ja dann habe ich das Haustelefon an meiner Seite, tausende von Babyphones, die alle natürlich an sind, und ich bin rufbereit. Also wenn einer schreibt, dann springe ich hoch und laufe in Richtung woher es kam.

Katrin: Darf ich ganz kurz fragen wie viele Babyphone sind es?

Nadine: Ahhhh da muss ich kurz nachdenken, warte ma, 1, 2 …

Katrin: So ungefähr.

Nadine: ich meine 10.

Katrin: Und jedes Babyphone ist für…

Nadine: So 9 oder 10.

Christin: Sind die durchnummeriert? Also ich meine, woher weißt du denn in welches Zimmer du rennen musst.

Nadine: Also ich kenne die Babyphones, ich weiß wem welches gehört. Also das hat man so inne. ich weiß – ahhhh die Eule gehört zu dem, der gehört dahin, das gehört dahin. Also ich weiß automatisch. Wenn da irgendjemand quiekt, dann setze ich mich erst einmal nur hin und horch macht die Mutter allein oder nicht. Joah, also wenn nicht, dann gehe ich natürlich hin und sag’ „Schätzchen? Das Baby ruft.“

*Chrissy und Katrin lachen*

Nadine: Und gucke natürlich, dass sie auch aufsteht und das Kind dann versorgt. Tut sie das nicht, tu’ ich es natürlich – dafür bin ich ja da. Ansonsten hatten wir auch schon eine Geburt, also dass ich den Rettungsdienst holen musste, weil die Geburt dann eingeleitet wurde, sie starke Wehen hatte.

Christin und Katrin gemeinsam: Wow

Nadine: Dann kümmert man sich darum oder einen epileptischen Anfall, da mussten wir dann auch schon mal einen Rettungsdienst, meistens passiert sowas nämlich wirklich im Übergang Spätdienst zu Nachtdienst, und dann ist man zu zweit am sorgen.

Katrin: Ach Gott.

Nadine: Und übernimmt kurzfristig dann halt die verbleibenden Kinder oder wenn es keins gibt, dann halt die nötigen anderen Sachen um das alles am Laufen zu halten.

Christin: Das ist ja aufregend. Ich meine auch für alle anderen, wenn dann mal so was passiert,…

Nadine: Jaaaa.

Christin: …wenn ich meine, dass ist ja dann nicht so als würden dann alle anderen weiterschlafen.

Nadine: Das ist immer der Moment, wo man merkt – man ist tatsächlich eine Familie – wie das funktioniert.

Katrin: Zusammenhalt.

Nadine: Ja richtig. Also die gehen schon das Tor aufmachen für den Krankenwagen, einer steht scho vorne und wartet, das ist ein fließender Übergang, das ist der Wahnsinn, wie dieses Zahnrad funktioniert, wo man doch so im alltäglichen öfter sagen muss „Hast du die Windel schon gewechselt?“ „Wo ist denn das Mittag?“ „Was gibt’s denn heute?“ „Nein nicht schon wieder eine Dose!“ „Wollen wir nicht!“ Aber dann funktioniert es, das ist herrlich, also wie viel sie lernen und …

Christin: Auch Zusammenhalt.

Nadine: Ja.

Katrin: Der zwischenmenschliche Part einfach.

Nadine: Genau. Man sieht auch toll die Entwicklung. Ja also wir haben eine junge Mutti, die kam ganz hilflos an, war noch schwanger, hat das Baby bekommen und war so unsicher, so in sich auch so unsicher, auch total verständlich. Das erste Mal, noch ziemlich jung – Oh Gott, oh Gott – jetzt ist da eins, das schreit und sagt aber nicht was es will. So Gott sei Dank sind wir da und sagen – okay dieses mal will es das, dieses mal will es das ne – entwickeln eben Gespür und dieses Gefühl dafür zu entwickeln, das dauert ja auch ein bisschen, vor allem wenn man Angst hat sich auf sein eigenes Gefühl zu verlassen und einer der neben dir steht und sagt vertrau’ auf dein eigenes Bauchgefühl. Hach, Bauchgefühl hatte ich noch nie. Umso schöner ist es dann, heute 9 Monate später, zu sehen was für ein schönes Bauchgefühl sie hat und wie genau sie doch weiß was sie tun muss um diesen kleinen Schreihals wieder zu beruhigen. Wo ich dann manchmal schon hochlaufe und sage „Liebe Mutti nimm’ es zurück, der schreit mich an.“ und die Mutti halt weiß wie. Also wahnsinnig und wundervoll…

Christin: Und stolz ist man auch darauf.

Nadine: Wie schön sie gewachsen ist. Ja also da sieht man wo man so täglich nicht so den Erfolg sieht sieht man, aber denn man denn nach so einer Zeitspanne doch, wat man so geleistet hat, gemeinsam ne, denn ohne die Muttis bin ich ja gar nichts. ich bin ja nur hilfestellend und richtungsweisend, aber gehen muss sie ja alleine und sie muss auch wollen, denn will sie nicht, kann ich noch soviel Hilfe leisten, dann funktioniert das nicht.

Christin: Okay. Also sind eure Nachtschichten dann schon abwechslungsreich und manchmal turbulent.

Nadine: Nie langweilig.

Katrin: Das ist das Wichtigste, keine Routine.

Nadine: Auf gar keinen Fall.

Christin: Ja ihr lieben Zuhörer, dann habt ihr jetzt ja schon mal endlich einen Einblick in den Alltag bekommen, aber was uns und euch bestimmt auch natürlich noch interessiert sind eben wirklich vielleicht so Beispiele. Natürlich unter datenschutzrechtlichen Gründen anonym, aber gibt es vielleicht so Sachen, die dich besonders oder die besonders in Erinnerung geblieben sind, die du uns vielleicht so ein bisschen noch einmal genauer erzählen willst?

Nadine: Also ehmmm. Jeder liegt einem ja am Herzen, jeder hatte auch unterschiedliche Probleme, spannend ist für mich gerade eine Mutti die noch nicht so lange bei uns ist, drei Monate – psychisch krank, schwer psychisch krank. Aber die hat so einen Willen, die will das schaffen und die würde auch jede Psycho-Tablette absetzen, die sie da nehmen muss. Einfach nur um das Kind zu behalten. Ist natürlich schwierig, jemanden zu helfen der psychisch krank ist und ein gesundes Kind hat und wo nirgendwo eine Situation möglich ist, dass man ihr hilft. Diese kleine Würmchen aber nicht mit integriert wird, in diese psychische Erkrankung, das ist halt manchmal wirklich ein Spagat – wie mache ich das jetzt? Und vor allen Dingen auch eine Hilfestellung für sie zu finden, also z.B. eine Tagesklinik wo ihr physische Stabilität geboten wird, wir sie auf ein gutes Level kriegen um für ihr Kind da zu sein. das gibt es halt nicht – deutschlandweit gibt es ganz wenige Einrichtungen, die eine psychisch kranke Mutter und ein gesundes Kind nehmen.

Christin: Ach quatsch.


Nadine: Es gibt Einrichtungen für kranke Kinder, gesunde Mütter – aber also diesen Fall psychisch kranke Mutter und psychisch krankes Kind gibt es z.b. auch nicht, aber ich finde in der heutigen Zeit wird das ja immer öfter so, denn wenn die Mutter psychisch krank und das Kind gesund ist, ist es ja nur eine absehbare Zeit bis das Kind sich diese Erkrankung annimmt.

Christin und Katrin gemeinsam: Richtig

Nadine: Oobwohl es gesund ist. Wenn dieses Kind aber dann wiederum gesund zu bekommen – ist ja noch schwieriger. Deswegen bräuchte ich eigentlich ja – also ich habe Gott sei Dank – eine Einrichtung gefunden, wo sie eine Tagesklinik besuchen darf. Das wird natürlich für sie Hochleistungssport und dieses Kind wird dann halt beim Personal, bei uns, bleiben, aber es ist ein Versuch. Also von uns weiß leider keiner, funktioniert das, kriegen wir sie damit stabil oder nicht. Denn die Erkrankung ist doch zu schwer, dass man das in der Tagesklinik gewuppt bekommt, aber Gott sei Dank, versuchen sie es mit uns. Wahrscheinlich weil ich gesagt habe, wie wichtig das ist, dass sie nicht stationär gehen darf, weil das wäre ihr Untergang.

Christin: Aber wäre es denn möglich, dass quasi ein Psychologe oder Therapeut zu euch kommt und sie quasi…

Nadine: Ja.

Christin: …sitzungsweise ehmmm …

Nadine: Ja.

Christin: …therapiert.

Nadine: Ja, also wir haben eine psychologische Beratung, aber sie bräuchte natürlichen Psychologen, also richtig Therapie und das bräuchte sie eigentlich jeden Tag…

Christin: Und nicht nur einmal für eine Stunde.

Nadine: Genau und dafür haben wir hier leider viel zu wenig greifbare Psychologen. Es ist ja wie mit Zahnärzte. Man kann einen guten Zahnarzt haben und man kann den Zahnarzt haben, der halt einfach nur Geld verdienen will.

Christin: Ja das stimmt.

Nadine: Leider ist das ja sehr schwierig und so ist das ja fast mit jedem Arzt und dieses – sie ist halt auch sehr menschenscheu und sie kann sich nur schwierig an den Menschen gewöhnen, also wir haben beide absolut eine gute Verbindung, aber das hat sie nicht mit jeden. Das heißt, wenn ich ihr da irgendeinen vorsetze, dann musst das auch stimmen. Stimmt es jetzt nicht so, dann kann er ja jeden Tag kommen, aber es funktioniert einfach nicht

Katrin: Genau

Nadine: Gerade in der seelischen Hinsicht muss das absolute Vertrauen sein und das hat sie halt nicht zu jedem.

Christin: Aber mir fällt da was ein, wenn du sagst psychisch Kranke Mama – gesundes Baby. Es gibt doch aber so viele Fälle von Müttern, die ja eben nach der Geburt auch diese…

Katrin: Wochenbettdepression? Babyblues

Nadine: Postnatale Depression

Christin: Danke danach habe ich gesucht. Zählt das quasi nicht auch dazu? Ich meine, da ist das Kind ja auch gesund aber die Mama hat ja dann in dem Sinne das Problem. Ist das denn nicht eigentlich in ähnlicher Fall? Da muss es doch auch Lösungen für geben, man kann ja die Mütter nicht sich selbst überlassen?

Nadine: Nee richtig. Also auch das ist ja so gesagt ein Hilferuf und den erkennen, Gott sei Dank, die Krankenhäuser inzwischen sehr sehr gut. Da dieser sogenannte Babyblues, der sich auch viel schöner anhört, als Wochenbettdepression, …

Christin: Ja, aber man darf es ja auch nicht verschönern – finde ich.

Nadine: Genau. Wichtig ist, dass man ihn sieht, erkennt und Hilfe leistet. Denn, wenn das nicht der Fall ist, dann wäre es natürlich so wie es jetzt bei mir in meinem Fall ist, daraus eine schwere Depression wächst. Und man dann natürlich viel viel mehr damit zu tun hat, eigentlich ist es nur ein Annahme-/Bindungsproblem, die durch verschiedene Dinge bei der Geburt ausgelöst werden kann. Also einmal kann man überwältigt sein von der plötzlichen Verantwortung, so da ist jetzt was, das atmet, das schreit und das will nur dich. Automatisch bist du, ich sag’ es jetzt mal salopp, Milchkuh. Du musst jetzt plötzlich das Kind füttern und dann auch noch von deinem Körper, das nimmt dir ja auch wieder was und damit so klar zu kommen, das bedeutet ja viel – gerade auch für junge Frauen. Also ich sage heute „Boah du kannst stehen? Ist das schön ne?“ und genieße das so und ich weiß aber ganz genau noch aus meiner eigenen Erfahrung, ich habe mich auch selber als Milchkuh gefühlt.

Christin: Ja

Nadine: Ja entweder er hing an meiner meiner Brust oder ich hieng an diesem scheiß Saugapparat – Milchpumpe…

*Christin und Katrin lachen*

Nadine: …und es war wirklich so ein Wechsel so Kind, Apparat, Kind, Apparat und ich war nachher schon so verzweifelt, das ich geheult habe, weil ich gar nicht mehr wusste wann ich eigentlich schlafen soll.

Christin: Genau. Ich kenne das nämlich auch, deshalb frage so direkt nach, denn mir ging’s ja nach der Geburt auch sehr schlecht. Nicht, dass ich mein Kind nicht annehmen wollte, aber ich war von der kompletten Situation, plötzlich, denn es war ja auch wirklich eine schnelle Geburt, das hatten wir ja in Folge 1 schon mal kurz angemerkt. Da war plötzlich, ich war überfordert, es war auf einmal, war gerade noch im Bauch, plötzlich war es da. Ich habe ihn von der ersten Sekunde an geliebt, aber irgendwie kam der Kopf nicht mit, was ich denn jetzt da, ich habe mich da so fehl am Platz gefühlt, ich also von Glück kann man reden, ich hatte ja nicht dass Problem meinen Sohn anzunehmen, aber trotzdem war ich erstmal echt überfordert und die erste Zeit war echt hart, das muss ich wirklich sagen. Wenn man dann natürlich auch keinen Partner hat, der das irgendwo mit stemmt, ist das ja noch schwieriger, wenn man damit halt ganz alleine da ist mit dem neugeborenen Baby. Also ich kann das schon verstehen, also gut nachvollziehen, dass daraus wirklich schlimme Krankheiten entstehen können.

Nadine: Definitiv. Deswegen ist es ja wichtig, dass wir alle einen besseren Blick auf die Menschen haben. Also nicht immer dieses Kritische…

Christin: Auch gleich verurteilen.

Nadine: …sondern eher oh Gott der geht’s gar nicht gut, wie können wir ihr…

Christin: Ja genau.

Nadine: …jetzt helfen. Aber nicht jeder hat ja so diese Tendenz zur sozialen Ader wie ich, die sich immer den Kopf zerbricht um all’ ihre Menschen, die sie so um sich hat, so ist halt nicht jeder. Hebammen z.B., kümmern sich da auch ganz wundervoll drum, dass das funktioniert. Ja da gibt’s glaube ich auch schon ganz viele Hilfe.

Christin: Ist auf jeden Fall schon besser mit der Zeit. Es gibt z.B. auch eine ganz ganz tolle SOS-Baby-Notfallhilfe in Neubrandenburg, die werden wir auch verlinken, da war ich nämlich damals gewesen und die Frau ist grandios gewesen. Also die hat mir wirklich so die Hilfe gegeben, weil sie dann eben auf Mutter und Kind eingegangen ist und die hat eben auch diese Notfallambulanz. Man kann da wirklich hin und auch Schreiambulanz für Schreibabys, wenn man überfordert ist und ich finde das ganz wichtig, dass es sowas gibt.

Nadine: Vor allen Dingen, dass Mütter das wissen…

Christin: Ja…

Christin & Nadine zeitgleich: Dass es das gibt.

Nadine: Denn vor 11 Jahren hatte ich keine Ahnung, dass es so etwas gibt.

Christin: Deswegen machen wir das hoffentlich ein bisschen mehr publik. Jetzt sind wir ganz schön in die Mutter-/Kindrolle abgerutscht und bevor wir vielleicht noch ein bisschen privater werden. Dann noch mal ein Beispiel, was du uns erzählen willst oder sagst du reicht für die Zuhörer.

Nadine: Ja, da würde ich, glaube ich, noch zehn Tage erzählen, ne. Also irgendwie sind ja alle spannend und jede Situation anders, also gerade diese psychische Schiene nehme ich natürlich ganz anders mit nach Hause, wie mein Hochzeitsthema. Da freue ich mich natürlich aber das ist dann auch Haus verlassen und dann ist das für mich auch in Ordnung.

Christin: Guter Punkt!

Nadine: Natürlich mache ich mir Gedanken wenn ich das Haus verlasse über die psychisch kranke Mutter, wie ich ihr helfen kann weil ich es gar nicht schaffe, jeder Mutter gerecht zu werden. Jede braucht mal Hilfe, manchmal auch alle auf einmal und dann habe ich natürlich auch nicht so die Zeit mir Gedanken zu machen, wie helfe ich ihr jetzt und natürlich hat sie ihre up and downs, ne? Die müssen ja irgendwie aufgefangen werden und ja… Gott sie Dank funktioniert das gut aber darüber mache ich mir viele Gedanken also vor allen Dingen; Warum gibt es sowas nicht oder warum weiß ich das nicht oder gibt es das tatsächlich.

Christin: Nimmst du das mit nach Hause oder wie ist das für dich?

Nadine: Also meistens nutze ich die Fahrt nach Hause, ich habe Gott sei Dank einen längeren Arbeitsweg, der auch gut so ist, denn das sind 45 Minuten und da komme ich runter. Also ich höre manchmal nicht mal Musik, gar nichts, absolute Stille und lasse meine Gedanken einfach so fließen und fühle mich dann, wenn ich Zuhause ankommen bin, leer.

Katrin: Hast du dir dann so für dich das Ultimatum gestellt, so die Autofahrt nimmst du dir aber sobald du die Tür zu schlägst möchtest du privat sein.

Nadine: Nee kein Druck, das ist auch falsch, glaube ich. Wenn mich etwas beschäftigt, bin ja auch so ein Gedanken-Mensch, also mich beschäftigt immer so viel und wenn es mich interessiert umso mehr und dann kann ich es natürlich nicht vor der Tür lassen. Manchmal brauche ich auch jemanden zum Reden, um einfach was mich gerade belastet, wenn Kinder z.b. nicht bei der Mutter bleiben können, damit zurechtzukommen. Auch wenn ich den nötigen Abstand habe, ist es natürlich noch immer eine Nummer, wenn man selber Mutter ist. Man kann das so nachfühlen. Dann brauche ich auch mal jemanden zum Reden aber eigentlich einfach nur um es ausgesprochen zu haben, dass es mich bewegt und dann geht es auch wieder aber den größten Teil erledige ich eigentlich während der Autofahrt.

Christin: Jetzt haben wir ja sehr viel, immer wieder das Wort Arbeitsstätte und deine Arbeit genannt. Wir sind aber auch ganz wichtig dass du ihn anzuhören noch mal erklärst warum wir das beabsichtigt anonym lassen wollen?

Nadine: Also das ist ja ein geschützter Raum, die Mütter kommen ja aus unterschiedlichen Gründen zu uns und sollen natürlich auch geschützt bleiben und am wichtigsten natürlich auch die Kinder, ne auch die kommen ja auch aus unterschiedlichsten Situationen. Und ja, es ist ja eine Hilfe die geleistet wird. Deswegen möchte ich auch gar keine Werbung machen, es bedarf ja keine Werbung, ist es ja wie gesagt eine Hilfestellung. Und ja, deswegen sage ich auch nicht wo es ist, es ist eine Mutter-Kind-Einrichtung, jeder der Hilfe sucht, wird uns dann auch finden. Das ist ja auch das Wichtigste!

Christin: Wir können ja auch wenn jemand das jetzt hört und sich angesprochen fühlt oder mehr darüber wissen möchte, kann er uns natürlich kontaktieren und wir können den Kontakt dann weiterleiten und herstellen und ja, da ist die Anonymität dann doch sehr wichtig.

Ja, gehen wir ins private, liebe Nadine – wie betrifft es dich oder welche Erfahrungen hast du mit dem Thema Inklusion gemacht?

Nadine: Also ich hatte einen Onkel, der ist leider schon verstorben, der war zu 100% geistig behindert und ich bin mit ihm groß geworden, ja, also ich war ganz viel bei meiner Omi und da hat er gelebt und ich bin halt auch mit seiner Eigenart aufgewachsen, die er so hatte, seine Besonderheit, aber grundsätzlich war er schon sehr eifersüchtig. Ich hatte schon so einen Sonderposten bei ihm gehabt aber dennoch war er ein sehr sehr lieber Mensch. Und ich habe natürlich auch gemerkt was das bedeutet, er ist arbeiten gegangen – wie heißt denn diese Einrichtung jetzt?

Katrin: Werkstätte.

Nadine: Genau, so eine Werkstatt aber man sagt ja auch nicht mehr Behindertenwerkstatt, sondern was sagt man denn dazu?

Katrin: Einfach nur Werkstatt.

Nadine: Er hat Steckdosen zusammengeschraubt, auch diese Webasto Standheizung bauten sie ein, aus der Werbung.

Christin: Was ist das?

(lachen)

Nadine: Eine Standheizung fürs Auto. Also die bauen ja ganz viele Sachen zusammen und das fand ich eigentlich ganz super, dass der so einen Alltag hat, den ich ja auch als Kind schon wahrgenommen habe, dass er den dennoch hat. Schwierig fand ich irgendwie, ich habe mich immer gefragt, warum er eigentlich keine Familie hat, heute weiß ich es natürlich, dass die Umstände natürlich viel schwieriger sind. Ich bin eigentlich damit groß geworden und gab auch nie Berührungspunkte, er war wie er war und ich glaube deswegen habe ich auch einen offenen Blick dazu und es stört mich auch nicht, wenn jemand besonders oder einzigartig ist.

Katrin: Und das hat dich natürlich auch ein bisschen vorbereitet so auf dein weiteres Leben, weil du damit sehr früh in Berührung gekommen bist.

Nadine: Eben, auch locker zu sein, ganz normal zu sein. Also, so wie wir zusammensitzen, so rede ich auch ganz normal mit ihnen.

Katrin: Und du hast ja auch einen Sohn und in Berlin ist er auf eine Montessori Schule gegangen, habe ich gehört.

(Lachen)

Nadine: Richtig.

Katrin: Mich würde natürlich der Umzug von Berlin aufs Dorf interessieren – – –

Christin: Wollen wir vielleicht erst einmal in Berlin anfangen, für die Zuhörer, die Interesse an einer Montessori Schule haben, einen kleinen Exkurs mal dahingehend machen.

Nadine: Also am Anfang war ich gar nicht begeistert das er auf diese Schule soll. Naja, also so eine Regelschule, dachte ich ist gar nicht so verkehrt, dort war ich auch, warum soll das schlecht sein? Natürlich kenne ich diesen Zweig Montessori durch meine Ausbildung. Aber uns blieb ja letztendlich auch gar nicht übrig, er musste dahin. Ich fand es nicht so gut, da er auch von seinen Kumpels aus der Kita getrennt wurde und die gingen alle auf die Regelschule. Wir waren nun einmal im anderen Einzugsgebiet. Eine Straße weiter. Du kennst das bestimmt?

Katrin: Ja.

Nadine: In Berlin macht eine einzige Straße ganz viel aus. Und wir mussten 5 Minuten weitergehen. Aber war nicht schlimm, war trotzdem alles mit dem Fahrrad und zu Fuß zu bewältigen. Und letzendlich war es auch eine richtig tolle Schule, weil lernen im eigenen Tempo, bei vier Wiederholungen und dieses klassenübergreifende lernen, also von Klasse 1. bis 3.

Katrin: Ein sehr schönes System.

Nadine: Viele Wiederholungen. Cool fand ich auch die konnten auf dem Teppich lernen, die konnten auf dem Sofa lümmeln und lernen, also nicht dieses gequälte auf diesen harten Holzstühlen.

(Zustimmtes gemurmel)

Nadine: Hatten die da nicht, also sehr herrlich entspannend und entzerrt und jeder nach seinem eigenen Tempo. Habe ich vorher nicht gut gefunden aber jetzt, also lernen am eigenen Beispiel oder am eigenen Sohn, das hat ihm echt gut getan und er hat auch wirklich viel gelernt. Auch ich natürlich. dass es gar nicht so verkehrt war. Ja, der Umzug hierher bedeutet leider auch genau das was ich am Anfang in Berlin wollte, eine Regelschule denn hier gibt ist eine Montessori Schule gar nicht. Eine einzige, um genau zu sein, die ist aber eine Privatschule und da kommst du nur mit Warteliste rein und als zugezogener gleich mal gar nicht, weil das eine Eliteschule ist, die ist ja schon voll. Selbst wenn ich da irgendwie rangekommen wäre und gesagt hätte, ich bezahl 500 € hätten sie vielleicht das Geld genommen aber er wird dennoch auf die Warteliste ganz hinten gesetzt.

Christin: Das ist auch Klischee. Da hast du diese High Society im Umkreis.

Nadine: Das gar nicht mal, mir wäre viel wichtiger gewesen, im gleichen Bereich zu lernen, das hätte aber sowieso nur bis zur sechsten Klasse funktioniert und dann hätte er eh die Schule wechseln müssen. Also haben wir uns dafür entschieden, also mein Sohn und ich, dass er gleich von Anfang an die Regelschule besucht.

Katrin: Welch Klasse ist er jetzt?

Nadine: Jetzt ist er vierte und kommt in die fünfte Klasse, also die Problematik fing schon an, dass er eigentlich in der vierten gewesen wäre. Dadurch das die Montessori-Schule aber anders lernt, wie eine Regelschule – das heißt, Schreibschrift fängt nicht ab der ersten Klasse an, wie in der Regelschule, sondern erst viel später. Das heißt, wir sind zurückgekommen, vierte Klasse aber er konnte ja gar keine Schreibschrift. Die in der vierten Klasse konnten aber alle schon Schreibschrift seit der 1. Klasse. Nun bringe deinem Kind in der vierten Klasse innerhalb kürzester Zeit Schreibschrift bei. Also, ich bin ja kein Lehrer aber es war für mich eine Herausforderung und irgendwann habe ich auch echt das Heft geschmissen und gesagt, weißt du was, schreib in Druckschrift, uns doch egal, hauptsache man kann es lesen und du schreibst. Vor allem, wen interessiert das denn? wen interessiert so eine Unterschrift? Irgendwann wird er das schon leisten können in Schreibschrift und ansonsten – schreibst du noch Schreibschrift, also richtig Schul-Schreibschrift?

Katrin: Nein, es ist ein Mischmasch, meine eigene Regelung da gefunden.

Christin: Genau, wie bei mir.

Nadine: Hat irgendeiner gesagt, das geht gar nicht?

Katrin: meine Mama.

(lachen)

Christin: Interessiert bei mir keinem.

Nadine: Bei mir auch nicht.

Christin: Außer mein Freund, vielleicht, der mit seiner Schönheitsschrift.

Katrin: Hast du auch so eine Sauklaue wie ich?

Christin: Ich habe eine schlimme Schrift.

Nadine: Und in der heutigen Zeit sollst du individuell und besonders sein und dich von der Masse abheben, wer will denn da noch Schreibschrift?

Katrin: Merkwürdig, wie es einem in der Schule trotzdem noch so aufgezwungen wird, geht um viele Sachen, anstatt das entwickeln zu lassen.

Nadine. Ja, das dauert zu lange. Also können es, nur er nicht. Das ist natürlich enormer Leistungsdruck von den Aufgaben, die berechnet wurden, waren ganz anders. Er hatte so spezielle Tricks von der Montessori Schule, die es hier natürlich nicht gibt. In Berlin habe ich gesessen, hä? Kenne ich garnicht. Und hier sitzen die hier, hä? Kennen wir gar nicht. Und mein Sohn erzählt von irgendwelchen Tricks 17 in Mathe und kann verkürztes rechnen und das im Kopf, wo wir uns alle angucken und sagen, okay! Geht hier nicht, in Berlin schon, wiederum kann er das nun und eckt natürlich nun an.

Katrin: Es ist jetzt ganz schwer zu sagen, weil es ist ja kein Nachteil in dem Sinne, weil er hat sich diesen Trick ja zurecht gelegt und erlernt, darf den jetzt aber nicht mehr anwenden. Sehr widersprüchlich.

Nadine: Ja, es ist halt eine Regel-Schule, wo man regelkonform funktionieren muss.

Christin: Willkommen in Deutschland!

Nadine: Und da haben wir wieder die Inklusion! Er ist anders, er kommt von der Großstadt. Er spricht von Dingen, die man hier bei uns auf dem Land nicht hat, von Tram, S-Bahn und U-Bahn – hat hier noch niemand gehört. Weißt du was das ist? Mir ist das nicht neu. Die haben gar keine ahnung und denken, was ein Spinner. Eine Straßenbahn auf der Straße.

Christin: Das Dorfkind von nebenan kennt halt nur den Bus und das Fahrrad.

Katrin: Den Rufbus!

(einheitliches lachen)

Nadine: Genau, und damit geht es schon los, beim Bus und auch die Tricks. Er kommt da an mit irgendwelchen Tricks – na, was ist denn mit ihm nicht in Ordnung? – und halt auch dieses berlinerisch. Alle sind gleich in Berlin, er hatte er ja auch mit anderen Nationalitäten zu tun und das war völlig egal, weil es sind ja alles Menschen, ob der jetzt aus Asien kommt oder aus Afrika oder was weiß ich, aus Polen. Das ist halt egal. Also, beigebracht wird einem auf einer Montessori-Schule oder auch von mir als Mensch, es ist egal. Das sind Menschen, die haben alle Herz, die atmen dieselbe Luft wie wir und wir wollen ja alle nur Sein.

Katrin: Genau.

Nadine: Uns gerne haben und ein schönes Leben haben.

Katrin: Jeder ist gleich!

Nadine: Genau.

Und hier ist das halt ein bisschen anders. Er ist ja „nur“ aus Berlin und er eckt an, weil er anders ist, weil er von anderen Dingen spricht, weil er manchmal mehr weiß, manchmal auch weniger, weil er eine andere Sprache spricht. Er hat ein ganz ganz hohes Empathie Gefühl. Und setzt sich auf jeden Fall für die Gerechtigkeit ein. Er hat einen Gerechtigkeitssinn. Er kann Ungerechtigkeit überhaupt nicht leiden, bloß weil jemand anders ist und deswegen geärgert wird. Dann steht er auf jeden Fall an deiner Seite.

Christin: Ein tolles Vorbild!

Katrin: Auf jeden Fall!

Nadine: Er kämpft für dich und ihm ist auch egal ob er den Ärger kriegt oder nicht, deswegen bin ich auch schon bester Freund von der Klassenlehrerin. Ich sitze da ganz offen und muss mich rechtfertigen, denn ich bin natürlich auch dafür. Ich sehe ja, dass mein Sohn es nicht einfach hier hat. Erschreckend ist es auch, es ist ganz anders, wie ich es damals in der Schule hatte. Da kann ich ihm aber wenig helfen, außer halt immer wieder Gespräche führen. Bin aber inzwischen schon soweit, obwohl ich selbst in der sozialen Arbeit tätig bin und genau weiß, wie verhält man sich, keine Gewalt und soweiter aber ich sage auch zu meinem Sohn, weißt du, wenn dir fünfmal in den Hintern getreten wird, musst du dir das nicht gefallen lassen. Und wenn du fünf Mal gesagt hast, lass das und der dann nicht aufhört, dann wehre dich! Und da kann auch jeder Sozialpädagoge oder Lehrer vor mir stehen, ich werde mein Kind immer bestärken sich zu wehren. Am Anfang hat der sich verhauen lassen und niemand hat dazu was gesagt. Und einfach nur, ja, weil er kommt ja aus Berlin.

Katrin: Wie zwei andere Welten, muss ich jetzt mal so sagen, obwohl es das gleiche Land ist.

Nadine: Es ist so plump! Das sind zwei Stunden Autofahrt. Und wo bin ich denn jetzt anders? Ja, er ist vielleicht vom Kleidungsstil anders, er redet vielleicht anders – berlinerisch – und redet vielleicht von anderen Dingen, weil er viel mehr Eindrücke bekommen hat, als vielleicht ein Kind von hier! Ist doch aber doof! Ich finde es so schade und ich habe so oft angeboten Hilfestellung zu leisten, weil ich es ja beruflich mache aber das möchte man nicht!

Christin: Dann liegt das Problem ja, ohne direkt die Schule angreifen zu wollen aber ja doch schon eher dort, weil ich persönlich finde, meine Meinung ist, dass ihr schon den richtigen Weg geht! Na, also, da frage ich mich, warum ist die Schule da so verbissen?

Katrin: Liegt es wirklich an der Schule oder liegt es nicht eher an den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zwischen Stadt und Dorf? Weil – oh gott, das tut mir jetzt wirklich leid.

Christin: Jaaa, komm, ihr hackt immer alle auf dem Dorf herum.

Katrin: – – ich möchte nicht sagen, rückentwickelt ist, um gottes willen!

Christin: Naja, es fängt ja schon bei der Erziehung der Kinder irgendwo an, also wie offen ist das Elternhaus, wie erziehen die ihre Kinder und das geht bei den Lehrern ja weiter, wie wurden die denn als Kinder erzogen, wie offen sind die denn jetzt? Man müsste das ganze Feld noch einmal neu aufrollen. Ich bin da ganz klar auf deiner Seite!

Nadine: Also ich denke, es ist das Sozialverhalten. Es gibt hier kein normales Sozialverhalten, also ich beobachte das ja ganz oft. Als Sozialarbeiter ist man so ein stiller Beobachter, die Lage aufnehmen und ändern wollen.

Katrin: Damit hört man auch pivat nicht auf.

Nadine: Es ist so ein Automatismus. Und ich beobachte halt ganz viel, dass die Kinder machen was sie wollen und die Eltern nicht eingreifen und die Eltern nicht eingreifen. So, und greifst du ein, bekommst du von einem achtjährigen so eine Antwort: Was willst du denn jetzt von mir? Und dann guckst du den an und denkst so, okay, in den Berlin wäre mir das jetzt nicht passiert, muss ich sagen, ohne irgendwelche Vorurteile. Aber in Berlin ist mir das in all den Jahren nie passiert, so eine Antwort von einem achtjährigen Kind. Ich war erschüttert, entsetzt und ich merke was in der Klasse da passiert. Ich bin ja auch ganz bei der Lehrerin, die tut tatsächlich ihr bestes, ist eine ganz ganz liebe Frau aber ich glaube, sie hat auch Schwierigkeiten sich durchzusetzen.

Christin: Aber warum nehmen sie denn nicht Hilfe von dir an?

Nadine: Das ist ja etwas, das muss finanziert werden und dann ist es natürlich, also eine außenstehende Person, die ganz meinungsfrei dort rein geht, also ich würde da nicht reingehen um meinen Sohn zu schützen, sondern letztendlich um für die ganze Klasse etwas ändern zu wollen, dass es besser funktioniert. Dass die Lehrerin ein Handwerkzeug hat, wie sie reagieren kann, damit es besser funktioniert. Lehramtsstudium beinhaltet ja kein Pädagogik Studium, die reißen diese Themen letztendlich nur an. Sie sollen aber nur vermitteln und nicht erziehen.

Christin: Wir haben ja auch einen extremen Fachkräftemandel an sich, ich meine, ich möchte das auch gar nicht schlecht reden. Aber es gibt ja schon Lehrer, die als Quereinsteiger wirklich gesucht werden, man muss ja schon gar nicht mehr geschult sein, um Lehrer sein zu können. Also geht ja das immer mehr zurück. Also ich finde das schlimm. Ich finde es gut dass es die Perspektive dazu gibt. Unter all den Menschen, die als Quereinsteiger kommen, gibt es sicherlich auch potenzielle gute Lehrer. Die vielleicht jetzt erst, im mittlerem Alter sagen, ich könnte das, ich habe das nie studiert aber es gibt eben leider gottes auch Menschen, die das halt nicht so gut können. Und ich glaube, das ist auch so ein bisschen das Problem daran. Es gibt Fachkräftemangel und die Quereinsteiger werden aber auch nur wenig darauf vorbereitet. Und am Ende sind es die Kinder die dann darunter leiden. Das ist nicht nur auf dem Dorf so, da muss ich das Dorf mal ganz kurz verteidigen, es ist ja in der Stadt auch so.

Nadine: Natürlich. Also das möchte ich ganz nicht sagen. Thema Englisch, ich finde es immer schwierig, egal ob nun in Berlin oder das ist auch hier so, wenn eine anders sprechende Lehrerin, aus einem anderen Land, die hat ihren Akzent und dann Englisch unterrichten soll, finde ich eher sehr schwierig. Akzentfrei hätte ich gar kein Problem mit, dann wäre mir egal woher sie kommt aber wenn sie schon aus ihrem Land einen Akzent mitbringt und dir dann Englisch vermitteln soll und das ganze dann noch ein Mix aus britischem Englisch und amerikanischen Englisch ist, na hör mir auf, dann habe auch ich nichts mehr verstanden. Und ich bild mir ein, ich verstehe das ganz gut. Aber da war ich dann auch raus. Ich wusste nicht mehr was er von mir will, mein Sohn und das wird dann auch eher schwierig für mich. Und dann wird es auch schon schwierig für mich, unterstützend zu Hause zu sein und das war in Berlin und das ist auch hier so. Da war eine türkische Mitarbeiterin, super tolle Frau, menschlich aber dieser Akzent.

Christin: Das haben wir ja dadurch, dass wir hier sehr grenznah wohnen, kann ich mir das mit den polnischen Lehrern auch so vorstellen. Wir haben eine polnische Lehrerin, die bringt den Kindern Deutsch bei. Das ist natürlich schwierig, weil sie selbst natürlich das eigentliche Deutsch ja gar nicht kann – was kein Vorwurf ist, um Gottes Willen aber es ist natürlich schwierig. Man könnte natürlich, dadurch dass wir grenznah wohnen, die Lehrerin lieber im polnischen einsetzen. Ich finde das toll wenn die Kinder hier mehrsprachig aufwachsen. Das ist doch naheliegend. Ich meine, wir haben es 20 Minuten bis nach Pasewalk und es sind auch 20 Minuten bis nach Stettin, das ist doch Quatsch. Warum fördert man nicht eher das?

Nadine: Richtig.

Christin: Und dein Sohn geht ja nun nicht schon auf eine Dorfschule, sondern geht in einer Kleinstadt zur Schule. Das ist doch nicht mehr tiefstes Dorf, wo ich zur Schule gegangen bin. Also ich war im tiefsten Dorf. Aber er geht in einer Kleinstadt zur Schule, da erwartet man doch eigentlich dass sie irgendwo weltoffener auch gehandelt wird.

Nadine: Ja, gerade, wie du schon sagst, diese grenznähe. Wir haben da ja auch ein Abkommen, ich glaube, das nennt sich sogar deutsch-polnische Abkommen.

Christin: Wir haben hier eigentlich politische Menschen, die sich darum kümmern sollten.

Nadine. Richtig, und es sind ja Lehrer, wie auch Kinder aus Polen bei uns, auf der Schule und das ist auch absolut in Ordnung. Ich finde das doch schön und mein Sohn hat damit kein Problem und ich auch nicht, warum auch? Wir kennen das ja aus Berlin. Aber es sollte natürlich besser funktionieren.

Christin: Sind wir jetzt ein bisschen vom Thema abgekommen? Die Schwierigkeit ist ja auch mit dem Thema der Inklusion.

Katrin: Ich finde schon das es passend ist, gerade, weil es ja so grenznahe ist aber gibt es auch polnisch Unterricht auf der Schule?

Nadine: Also die polnischen Kinder haben auch Deutschunterricht, um besseres Deutsch zu sprechen, nicht jeder kann es gleich fließend, umgedreht wird aber auch für die deutschen Kinder polnisch angeboten. Ist aber eher so ein Wahlfach, du musst das nicht aber du kannst es, ich finde das ganz gut, die Kinder sind da auch sehr offen und melden sich echt freiwillig dafür, weil sie natürlich auch Lust haben ihre Mitschüler zu verstehen. Sie vermitteln zwar in dieser Grundschule, sie sollen möglichst kein polnisch sprechen, weil die deutschen Kinder die polnischen sonst eher schlecht verstehen. Also das ist ja wie mit uns, ne, wir sitzen zusammen und wir quatschen so ganz selbstverständlich Deutsch und so geht es natürlich auch den polnischen Kindern dort, die quatschen halt auch ganz selbstverständlich polnisch meiteinander. Deswegen finde ich es ganz gut, dass auch die deutschen Kinder da Bock drauf haben.

Christin: Aber um noch einmal auf deinen Sohn zurückzukommen, wie siehst du das in der Zukunft, also du hast ja gesagt, dass es aktuell ja eher schwierig ist, dass er jetzt auch so angenommen wird, so wie er ist, wie siehst du das so in der Zukunft? Denkst du, das wird sich noch mal legen oder wirst du dich immer regelmäßiger bei den Lehrern sehen?

Nadine: Also ich glaube mit der Zeit wächst er ja auch selber. Ich glaube, er lernt schon sich durchzusetzen, wäre auch wichtig denn ich kann ja nicht immer da sein. Ich glaube, irgendwann will er auch gar nicht, dass ich auch immer kann. Er muss sich halt wirklich ein dickes Fell zulegen und sich durchbeißen, leider, wie wir das alle müssen und ja, er weiß ich bin zu Hause, ich warte und höre mir seine Probleme an und versuch das natürlich mit ihm zu lösen, letztendlich kann ich aber seine Lösung nicht sein. Er muss sich tatsächlich durchboxen, er kommt in die nächste Klasse, das heißt ja wieder Schulwechsel aber am selben Ort. Ich glaube das ist jetzt diese Regionalschule, ich bin da nicht ganz im Thema.

Christin: Ich auch nicht, ich habe da noch ein paar Jahre.

Nadine: Also es geht irgendwie von der Grundschule auf eine Zwischenstufe. Ich weiß, ich bin auch noch nicht im Thema. Irgendwann erzähle ich dann davon. Da orientiert er sich erst einmal und vielleicht sind das auch andere Schüler, kann mir vorstellen, nicht alle kommen mit oder vielleicht entscheiden sich welche auch, für andere Schulen.

Katrin: Aber ich denke mir, um so länger er ja auch hier wohnt, also um so länger ihr hier wohnt, um so mehr wird er ja für die anderen auch selbstverständlich. Er wohnt jetzt hier, er lebt jetzt hier und er geht jetzt hier zur Schule und die anderen Schüler nehmen ihn irgendwann auch einfach anders wahr und irgendwann wird es auch langweilig ihn auch immer zu trietzen und irgendwann gehört er auch einfach ins Bild.

Christin: Achja? Also ich habe da Beispiele, da wurde es nicht langweilig mich zu trietzen in der Schulzeit.

Katrin: Aber es kommt ja auch darauf an wie er darauf reagiert, gerade wenn du sagst, er sollte sich ein dickeres Fell zulegen. Ich denke er tut das, wenn er nach dir kommt, dann wird er sich da durchbeißen und dann wird er auch irgendwann an den Punkt kommen, da wird man nicht mehr nach ihm treten.

Nadine: Ich hoffe es sehr.

Katrin: Ich wünsche es ihm auch.

Nadine: Weil als Mutter gesprochen leidet man ja doch sehr, weil man so hilflos ist. Du kannst ja nicht mit in die Schule, setzt dich da rein und jeder der um die Ecke kommt, sagst du auch nicht, geh weg! Das geht ja leider nicht. Er muss selbst daran wachsen.

Katrin: Abschotten wäre auch falsch.

Christin: Aber ich glaube dieses Vertrauen und diese Stütze im Elternhaus ist wirklich wichtig. Die Unterstützung, die er von dir bekommt, besser geht es gar nicht. Also, wenn ich irgendwann mal mit meinem Kind Probleme in der Schule habe, weiß ich, ich komme zu dir. Ja, ich würde dich bitten, dass du mit meinem Kind redest, damit es ihm besser geht, als Pädagogin. Besser geht es gar nicht, jeder der uns zuhört, wird uns da auch zustimmen. Du kannst nicht mehr machen, weder als Mutter, noch als Pädagogin.

Nadine: Das stimmt.

Gerade im Privatfeld ist man als Pädagogin anders unterwegs. Ich weiß genau was ich falsch mache. Also wohlwissend dass ich es falsche tue, mache ich es falsch, weil es ist ja nicht Arbeit. Aber das mache ich eben sehr bewusst und das ist auch in Ordnung. Also ich bin eine absolute Glucke. Er ist halt mein Ei und mein Ei gehört zu mir, mit loslassen habe ich auch so meine Schwierigkeiten, privat, bei meinem Ei.

(einheitliches lachen)

Ich weiß es halt und ich sage das auch allen so, das bedeutet loslassen, loslassen können und wachsen miteinander – bla bla. Zuhause denke ich, oh, Gott, wann ist er so groß geworden, bitte bleib für immer bei mir, mein kleines Kind. Er ist so wahnsinnig erwachsen geworden, also auch privat ist es auch ein Prozess für mich, ein Lernprozess. Nicht die Pädagogin zu sein, die anderen sagt, wie es funktioniert, sondern selber am Beispiel lernen. Dass es tatsächlich auch so funktioniert, wie ich es sage.

Katrin: Na, du lernst ja auch nicht aus, obwohl du Pädagogin bist, lernst du an deinem Beispiel von deinem Sohn einfach immer dazu.

(einheitliche Zustimmung)

Nadine: Ja, Spannend.

Christin: Ja, schön. dann haben wir jetzt viel erzählt. Ja, Nadine, dann verabschieden wir uns von den Zuhörern, wir uns noch nicht aber du von den Zuhörern.

Katrin: Möchtest du den Zuhörern noch etwas mit auf den Weg geben?

Christin: Ohja, ganz wichtig, fast vergessen.

Nadine: Ja, also wichtig wäre für mich, das anders, nicht schlecht ist, sondern besonders, seht euch als besonders, das sage ich zu jedem der besonders ist. Oder aus der Reihe fällt denn heute ist es wichtiger denn je besonders zu sein, jeder Arbeitgeber sucht nach dem Besonderen und wer wenn nicht ihr? Und ja, sucht euch Hilfe, wenn ihr das Gefühl habt, ihr braucht welche und wenn es nur ist, dass ihr mit jemanden reden könnt und ich weiß genau wie schwer das manchmal sein kann. Überhaupt, über seine Gefühle zu sprechen aber es gibt ja immer ein, den man so nahe ist, dass man sein kann, wie man ist und dann einfach loslässt. Und ich glaube das ist dann schon ganz viel.

Katrin: Dankeschön, für dieses Schlusswort.

Christin: Ein schönes Schlusswort, vielen lieben Dank.

Nadine: Sehr gerne.

Katrin: Wir freuen uns, dass du da gewesen bist.

Christin: Ihr Lieben, das war es mit dem tollen und charmanten Interview von Nadine. Wir hoffen es hat euch gefallen und ihr habt an den ein oder anderen Stellen mitlachen oder mitschmunzeln müssen. Ja und hoffen, dass ihr euch vielleicht auch in der einen oder anderen Situation wieder gefunden habt und wir euch ein bisschen Mut zusprechen konnten oder Nadine euch Mut zu sprechen konnte. Und vielleicht habt ihr ja auch Interesse an dem Beruf des Pädagogen oder der Pädagogin. Wir haben euch mit dem Interview ein wenig im Herzen berühren können und wie versprochen kommt jetzt unsere beiden Projekte von Aktion Mensch und Katrin, bist du so nett und fängst du an?

Katrin: Aber nur weil du mich so nett darum bittest.

Als erstes wollen wir euch heute das Projekt „Elternschaft – inklusiv gestalten“ vorstellen. Es ist noch immer ein sehr wichtiges Thema, welches wir bereits in Folge zwei thematisiert haben und nicht müde werden, es noch einmal aufzugreifen. Denn theoretisch haben Menschen mit Handicap das gleiche Recht auf Kinderwunsch und Elternschaft wie jeder andere auch. Doch in der Praxis wird das Thema noch immer viel zu oft tabuisiert. Das Team der „Behindertenhilfe Bergstraße“ hilft werdenden Eltern in der neuen Lebenssituation, von Ärzten über Hebammen, bis zu Trägern von betreuten Wohnangeboten. Desweiteren soll ein kooperatives Netzwerk aus verschiedenen Einrichtungen und Institutionen entstehen, das Menschen mit Behinderungen dabei unterstützt, ihr Recht auf Elternschaft auszuüben. Im Rahmen des Projekts „Elternschaft – inklusive gestalten“ gibt es regelmäßige Elterncafés um sich mit Gleichgesinnten mit und ohne Behinderung auszutauschen. Das Ziel ist es, gemeinsam möglichst alle Barrieren für Eltern mit Behinderung in der Region abzubauen. Und das sollte nicht nur diese Region betreffen, sondern jede! Deswegen unterstützen wir das Projekt in dieser Folge, weil ich finde es passt und es einfach super wichtig ist, das auch immer wieder anzusprechen, genau und damit würde ich jetzt an Chrissi übergeben für das

zweite Projekt.

Christin: Im zweiten Projekt dreht sich alles um die Organisation „Werkgemeinschaft Rehabilitation Wiesbaden“. Sie haben sich dem großen Thema: „starken Kinder“ (auch genannt „StarKi“) gewidmet, deren Eltern plötzlich im Laufe des Lebens psychisch erkranken oder suchtkrank werden. Sie möchte mit dem Projekt die Kinder mit Erfahrungen stärken und ihnen zeigen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Für Kinder ist es eine enorme Belastung, da sie überhaupt nicht greifen können, warum sich Mama und/oder Papa so seltsam verhalten. Kinder können das Krankheitsbild des Elternteils überhaupt nicht greifen und verstehen. Nicht selten suchen Kinder die Schuld bei sich selbst oder werden aggressiv, weil sie keine Antwort auf diese Frage finden. Sie beginnen an sich selbst zu zweifeln und das endet, wie ihr euch sicher denken könnt, in einem Teufelskreis. Die Kinder lernen bei Werkgemeinschaft Wiesbaden, wie sie sich in schwierigen Zeiten selbst helfen können, um sich Zuhause wieder geborgen und selbstbewusst zu fühlen. Außerdem gibt es viele Angebote der inklusiven Freizeit-, Kultur- und Bildungsmöglichkeiten. Sie helfen dort nicht nur den Kindern, sondern auch den betroffenen Eltern. Sie bieten den Eltern eine Stütze um mit ihren Kindern offen und ehrlich über die neue, ungewohnte Situation zu sprechen. Wir finden es besonders schön, dass die Eltern ihre Kinder dort im geschützten Raum gut aufgehoben wissen und das eben beide Seiten gut unterstützt und beraten werden. Außerdem finden die Familien die richtigen Hilfsangebote durch Fachpersonal wie u.a. eine Sozialarbeiterin und eine Sozialpädagogin um zu sich selbst und wieder zurück ins Leben zu finden. Ein Projekt bzw. eine Organisation die wirklich unterstützt werden sollte, wie wir beide finden.

Katrin: Wahnsinn, das sind wirklich zwei schöne Organisationen. Die Links zu den beiden Projekten verlinken wir euch natürlich wieder in den Shownotes. Schaut unbedingt mal vorbei und informiert euch selbst über diese beiden unglaublichen Projekte von Aktion Mensch. Bevor wir uns jetzt aber verabschieden, kommen wir zu unseren Fun Facts „25b – alt ist das moderne jung“. Julius, dein musikalischer Einsatz bitte:

(MUSIK)

Christin: Ja, ich fange an und zwar ist es eine Geschichte wo ich ein bisschen ausholen muss über Katrin und mein Leben.

Katrin: Jetzt kommen die ganzen Intimitäten und Geheimnis raus, oh Gott ich bin nicht bereit dafür!

Christin: Wäre ja auch langweilig, wenn nicht und zwar haben Katrin und ich ein sehr aufregendes Freizeitleben. Wir sind super gerne auf Festivals und Konzerten unterwegs und haben eben auch schon in der Vergangenheit die ein oder andere Tour mitgemacht, von verschiedenen Bands, ja und haben halt auch von Europa schon wahnsinnig viel gesehen. Oh mein Gott, tausende Kilometer wochenlang eigentlich auf Tour, wurde natürlich mit der Geburt meines Kindes ein wenig ruhiger aber auch nur ein wenig. Ja, also unser Leben ist halt wirklich echt nicht langweilig. Ja, mit dieser Vorgeschichte möchte ich euch von einem jungen Mädchen erzählen, die ich letztes Jahr kennengelernt habe, sie war damals 17 Jahre alt und ich war 31 Jahre alt und wir haben uns eben über genau diese Sachen unterhalten, was Katrin ich halt in unserer Freizeit so machen und was wir schon so erlebt haben, mit welchem Band wir unterwegs waren, welche Konzerte wir gesehen haben und Festivals und auch über Mode gesprochen und über was man sich dann halt auch noch so unterhält. Irgendwann mitten in meiner Erzählerei sagte sie den Satz; für dein Alter bist du aber ziemlich cool. Und ich dachte erst einmal, Moment mal, wieso denn, welches Alter – ich bin doch nicht alt, ich bin 31 Jahre alt? Und dann das erst einmal wirklich in meinem Kopf so ein bisschen gerattert und ich habe dann gedacht, stimmt, sie ist fast halb so jung wie ich. Damals, zu der Zeit mit 17 habe ich Leute die 31 Jahre alt waren, auch als alt empfunden. Du auch?

Katrin: Ich auch! Und ich dachte, die haben alle ihr Leben im Griff.

Christin: Ja, das dachte ich damals auch. Mein älterer Bruder, der älteste, der ist ja neun Jahre älter als ich und ich dachte immer, wow, so mit Anfang 30 der hat voll das erwachsene Leben und naja, aber anscheinend wird man halt einfach dann, wird das Leben halt doch nicht alt.

Katrin: Jetzt wissen wir es besser,

Christin: Jetzt wissen wir es besser, man ist mit Anfang 30 nicht alt und man hat kein geregeltes, langweiliges Leben. Das ist mein Fun Fact zu 25b

Alles gesagt, Katrin, bitte Action, dein fun fact.

Katrin: Ja, mein Fun Fact. Ich habe die ganze Zeit auch schon darüber nachgedacht, wie ich da anfange. Ich bin halt eine Frau, die bereits als Mädchen auch sehr alt aussah. Ich habe halt früher schon mit 16 Jahre oder auch mit 15 Jahren oder 14 Jahren habe ich halt für Freunde Zigaretten und Alkohol gekauft, tschuldigung Mama!

Christin: Wenn das deine Mama hört!

Katrin: Ich bin halt sehr früh auch an härtere alkoholische Getränke gekommen.

Christin: Ja, jetzt reichts aber.

Katrin: Sind wir hier FSK18 ?

Ich wurde halt auch schon immer älter geschätzt und das zog sich dann so im Laufe meines Lebens weiter und als ich dann in der persönlichen Assistenz angefangen habe bin ich gemeinsam mit meiner Arbeitgeberin, die übrigens auch sehr oft auf Konzerten ist und wir fahren auch immer überall hin und es macht super viel Spaß. Und wir fahren halt aber auch mit dem ICE. Ich kenne mich damit nicht so aus, es gibt verschiedene ICE Typen. Jedenfalls ist unser Zug ausgefallen und ein anderes Modell wurde eingesetzt. Wir hatten natürlich einen barrierefreien Platz. Aber in dem neuen Zug nicht und dann wurde meine Assistenznehmerin provisorisch in das Gepäcklager geschoben und es wurde gesagt, sie sollte die Fahrt über dann da stehen bleiben, weil sie dort Platz hätte.

Christin: Ernsthaft?

Katrin: Ja.

Christin: Gepäcklager?
Katrin: Ja, es war so ein kleiner abgeschottete Bereich in dem Abteil des ICE wo alle ihre Taschen und Koffer hingestellt haben.

Christin: Das klingt schrecklich!
Katrin: Es war auch schrecklich, das ist wieder ein Thema, naja… nicht abdriften!

Christin: Das Thema holen wir irgendwann noch einmal raus.

Katrin: Auf jeden Fall und während der Schaffner bei ihr stand, fragte er dann, für ihre Mutter finden wir bestimmt auch noch ein Plätzchen. Dannstand ich da und dachte, welche Mutter, Moment, wen meint er denn? Und es dauerte dann so 2-3 Sekunden bis es klick in meinem Kopf machte und ich realisierte, Moment, der meint dich, es war ein kurzer Moment wo ich dachte – also ich meine, meine Arbeitgeberin ist nur zwei – drei Jahre jünger als ich und wie alt muss ich denn für ihn ausgesehen haben, damit er denkt ich bin ihre Mutter? Einfach furchtbar der Gedanke und das ist leider nicht nur einmal passiert, das gleiche hatten wir auch schon in verschiedenen anderen Versionen. Ich war schon ihre Schwester aber ihre Mutter war ich glaube ich bestimmt schon fünf Mal. Das ist es auch nicht nur bei ihr vorgekommen das habe ich auch schon mit diversen anderen Freundin gehabt, dass ich immer als Mutter gewertet wurde. Und Sitzplätze wurden mir auch schon angeboten, aber da habe ich noch 30 Kilo mehr gewogen. Vielleicht dachten die Menschen früher, ich bin schwanger.

Christin: Ihr lieben Zuhörer, wenn es euch an der Stelle wirklich in den Fingern juckt, dann tippt doch bitte mal bei Instagram auf unserer Seite und guckt euch bitte die liebe Katrin an. Die Menschen die sie darauf angesprochen haben, sind Fern der Realität.

Katrin: Ja das war auf jeden Fall mein fun fact, ich bin die Mutter von diversen Freundinnen und meiner Arbeitgeberin.Auch schön.

Christin: Vielleicht gibt es ja auch unter unseren Zuhörern ein paar die ähnliche stories haben. Wenn ihr sowas kennt, lasst es uns doch bitte mal wissen und schickt uns doch dazu mal Nachrichten, das wäre sehr spannend zu wissen.

Katrin: Ihr könnt es uns auch in die Kommentare schreiben, wir freuen uns auf jede Story die ihr uns dazu schreibt, bei unserem fun fact was ihr da so erlebt habt.

Christin: Somit wären wir am Ende dieser sehr schönen und harmonischen Folge angekommen. Ihr findet uns wie immer unter www.Zeitgeist-der-Inklusion.de – schaut also gerne auf unserer Webseite vorbei, dort findet ihr auch alle direkten Links zu Instagram, Facebook und natürlich – ganz wichtig – die Skripte zu den jeweiligen Folgen zum nachlesen. Vielleicht kennt auch ihr einen Menschen der schwer hören kann oder gar gehörlos ist. Deswegen haben wir unsere Folgen selbstverständlich schriftlich auf unserer Seite zum nachlesen.

Katrin: Genau, hinterlasst uns doch gerne wie bisher konstruktives Feedback, Kommentare oder likes. Bewertet unseren Podcast bei Apple, darüber würden wir uns unglaublich freuen. Das ist sehr wichtig. Wer Fragen zu dem heutigen Thema hat, darf uns gern anschreiben oder findet unter den Shownotes die direkten Links zu unserer lieben Nadine. Nicht zu vergessen, wer seine eigene Geschichte zum Thema Inklusion gerne vor Zuhörern erzählen mag, habt den Mut und schreibt uns sehr gerne an. Bei uns hat jeder die Möglichkeit seine Geschichte individuell zu erzählen, ganz gleich was er erlebt hat.

Christin: Damit wären wir am heutigen Ende und verabschieden uns bis in zwei Wochen, wenn es wieder heißt „ …und gemeinsam, sind wir alle Inklusion! Lasst es euch gut gehen, bis dahin!

Katrin & Christin: Tschüüüüüüüüüß!